Conservatismus

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И C H U L U N G И T H E M A

CONИERVATIИMUИ

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conſervativ – mittellateiniſch conſervativus, zu lateiniſch conſervare, conſervieren ––> conſervare = bewahren, erhalten

Aus dem Wegweiſer (ʬ) der revolutionären Rechten  rR :

Conſervatismus
Der ʬ unterſcheidet drei Erſcheinungsformen des Conſervatismus. Eine Edle, das iſt der Conſervatismus der Revolutionäre, der aus überlieferten Иtrukturen noch etwas Höheres hervorzubringen vermag, eine Erbärmliche, das iſt der Conſervatismus einer übriggebliebenen Gefolgſchaft, der gutmeinend noch etwas bewahren will und eine Verbrecheriſche, das iſt der Conſervatismus feiger Eunuchen einer abſterbenden Macht, der ſich noch krampfhaft an Vergangenes klammert. Wie wird der Conſervatismus der Demokraten ſein?
Conſervativ ſein heiſzt Werte zu erſchaffen, die es zu erhalten lohnt.

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In der heutigen Zeit werden Anhänger des Conſervatismus vor allem als regreſſiv bezeichnet und als typiſche Philiſter betrachtet, theilweiſe wohl zu recht. Der Conſervatismus hat im allgemeinen einen paſſiven, untoten Zuſtand erreicht, der am meiſten für Anhänger einer/der älteren Generation – die oftmals auch in dieſer ihrer Generation ſtehengeblieben ſind – attractiv iſt. In der Regel werden Heranwachſende/Jugendliche vom kraftloſen Conſervatismus oft nur angezogen, wenn eine Carriere in der Politik in Ausſicht ſteht. Etwas zu bewahren und zu erhalten iſt an und für ſich nicht verwerflich – ganz im Gegentheil –, die Frage iſt nur, was man bewahren will, ob man auch ſkeptiſch hinterfragen und ggf. loslaſſen kann und ob die ſchöpferiſche Componente im Thun gegeben iſt. Die letzten beſagten Merkmale fehlen im vorzufindenen Conſervatismus weiteſtgehend bis gänzlich, was ihn zu einem Werkzeug der Moderne verkommen lieſz. Es läuft nämlich dann darauf hinaus, daſs dieſe Werte zwanghaft erhalten werden ſollen, die theils eine Mitſchuld für die heutigen Zuſtände im Geſellſchafts- und Иeelenleben tragen und dementſprechend zu hinterfragen und zu verhandeln ſind – Unſere Werte ſind verhandelbar.

Abendländiſche Werte ſind nur noch leere Worthülſen und nichts aus dem Occident Geborenes hat ſeine Nachkommenſchaft im übertragenen Sinne in dieſe Minuswelt geſetzt – die Lüge, daſs alles im Hier und Jetzt auf die alten Überlieferungen in den Bereichen der Kunſt, der Cultur, der Werte aufgebaut iſt und ſich daraus entwickelt hat, vermeintlich beſſer geworden iſt, können nur Blinde und Taube glauben. Es wird ein Иchein bewahrt, der in mannigfaltiger Weiſe die alten Meiſter, Herrſcher, Urheber zwar nicht complett negiert, doch ihre Lehren und Überlieferungen ſtets als „unentwickelt“, „unvollkommen“, auch „undurchdacht“ oder „widerlegt“, ſie als Producte einer primitiven Epoche darſtellt. Die Wahrheit liegt wahrſcheinlich eher darin, daſs der Menſch der Tradition die Anlagen dazu hatte, ins Zeit- und Raumloſe zu blicken und aus dem Erblickten alles zu formen; dieſe Anlagen fehlen dem verthierten, hieſigen Primaten völlig.

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Da der Conſervatismus ſich nur noch auf Werte focuſſiert, die der reinen materiellen Ebene entſpringen, dieſe deshalb im immer raſanteren Wandel ſich mitwandeln bzw. überflüſſig werden, wird ſein Zeitfenſter immer enger – er iſt gezwungen ſich dem Fortſchritt zu unterwerfen. Während in vergangener Zeit noch um eine ganze Epoche gerrungen wurde – bſpw. Conſervative Revolution –, werden nun mehr nur noch die Werte der letzten Generationen ſtrohhalmgriffartig verſucht zu erhalten, die allerdings mit ihren Vertretern gemeinſam zumeiſt verſchwinden werden. Durch den ſtetigen Bruch und der Unruheſtiftung zwiſchen den Generationen iſt dieſes Verſchwinden, als einer der vielen Иelbſtläufer des Иyſtems, vorausſchauend und wirkungsvoll geregelt. Иelbſt ohne dieſes Organon wäre in dieſer Welt nichts grundlegendes vorhanden, was ohne Wenn und Aber erhalten werden müſſte.

Der gegenwärtige Conſervatismus ſchöpft alſo aus leeren Gefäſzen und kann ſo auch kein Feld bewäſſern – der Boden liegt weiter brach.

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Viele bekennen ſich zur ſogenannten „Conſervativen Revolution“ — oder „Conterrevolution“ — und vermeinen dies ſei mehr als ein hiſtorischer Proceſs, gar ein epochaler Gedankenſchlag, der die Kehrtwende zur Ordnung zu erwirken vermag.

Zu dieſer Gegenrevolution zählt und zählte man viele groſze Männer, aber auch tragiſche, ſowie auch wegweiſende — allerdings auch hier oft eher im tragiſchen Иinne. Die Reaction gerade auf ſolch ſchwerwiegenden Ereignisſe, wie die Franzöſiſche Revolution, war ſo enorm, daſs eine Erholung VON und ein geiſtiges Heraustreten AUИ dieſer bisher nicht bewerkſtelligt wurde — und das wohl vielleicht gerade durch dem Klotz am Bein, der ſich „Conſervative Revolution“ ſchimpft. Die Verteidiger der Alten Welt wurden eher mitgeriſſen, als daſs ſie wirklich ſouverän etwas Eigenſtändiges, ein wirkliches „Gegenfundament“ erſchufen, das mehr für ſich als „dagegen“ und nicht nur bloſzes Reagieren wäre. Wahrlich ſchuf dieſe Reaction mitunter auch groſze, ehrwürdige Männer, die da gegen das Unheil in der Welt ankämpften — dies blieb jedoch nahezu ihre einzige Aufgabe und Pflicht, ohne ſich die wichtigſte Frage zu ſtellen, ob nicht die eigene alte Welt dafür mitverantwortlich iſt und die es deshalb gar nicht primär zu verteidigen gilt, da ſie ſchwach, morſch und untot im falſchen Glauben (bewuſſt oder unbewuſſt) den Weg der Revoluzzer bereitet hat. Es mag ſein, daſs auch dieſe alten Kräfte — in denen ſicherlich auch Immerwährendes gewaltet hat — im Kampfe gegen das, was ein Linker ſo unter „Revolution“ verſteht, einige Vorbilder hervorgebracht hatte — im Leben und im Иterben —, jedoch iſt dies ungenügend, wenn es faſt ausſchlieſzlich darum geht, etwas Unheilvolles, aber Vitales, abzufedern, durch letzte Kraft eines (zu damaliger Zeit zumindeſt annähernden) komatöſen Himmelsgewölbe, welches eine Mitſchuld — da in vielerlei Hinſicht auch „Auslöſer“ — für Entwicklungen gen den Maſſenideologien trägt.

Oftmals kommt es mit Иicherheit dem ein oder anderen Linken unſerer Zeit (und auch davor) ſo vor, als verkläre das „andere Lager“ vor allem alte, längſt verſtorbene Männer, deren Иchriften und Memoiren genau ſo verſtaubt ſind, wie ihre Bilder — dies leider nicht zu unrecht. Die „letzten Zuckungen“, die ſich innerhalb jener Conterrevolution bewegten, waren ſchnell „Geſchichte“ und ſind heute umſo mehr am Verblaſſen. Mag auch bſpw. ein Blutbaron in ihm und ſeinen Thaten gewidmeten Büchern ſo manches erzählen, dieſe Erzählungen ſind ſo tot wie er ſelbſt. Und die Copien, Verherrlichungen und der Verſuch das alles zu reanimieren, iſt noch gewaltig „toter“, da es niemals geboren werden kann. Viele Koryphäen dieſer conterrevolutionären Geſinnung ſind dazu verdammt, von den Conſervativen der heutigen Tage „entſtaubt“ zu werden — das Reſultat iſt dann eher eine Miſsbildung als eine Verdeutlichung oder „Aufhellung der Farben“. Gerade hochgefeierte Perſonen wie Ernſt Jünger bleiben Иchaufenſterpuppen hinterm Glas einer merkwürdigen „Rechten“, die ſich dem lauwarmen Begriff des Conſervatismus verſchrieben hat.

Dieſe benannte Gegenrevolution bleibt am Ende in der That ein hiſtoriſcher Proceſs, der keine Idee, keine Weichenſtellung, darſtellt, aber wohl ein notwendiges Übel für die damalige und heutige Linke. Hängt ſich eine ganze ſelbſternannte „Bewegung“ nur an Perſonalien, vermeint ſie nur anhand diverſer Иchriften einiger Männer einer eher unbeſtimmten Zeit, ihr ganzes Wollen und Handeln auszurichten, werden auch dieſe Männer nicht „entſtaubt“, ſondern vieleher ihr geiſtiges Erbe vergewaltigt.

Niemand braucht conſervativ ſein, wenn er ſelbſt nichts vorzuweiſen hat!

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Gerne wird ſich heute noch im patriotiſchen Lager o.dgl. auf die ſogenannte Conſervative Revolution (oder Conterrevolution) berufen. Dieſes letzte Zucken ſcheint zwar zur damaligen Zeit noch einige glorreiche Vertreter und Thaten hervorgebracht zu haben, iſt gegenwärtig aber ohne Leben und läſſt ſich auch nicht mehr wiederbeleben. Es zeigt ſich auch in dieſem Bereich eine Folklore, welche keinen Иinn ergeben kann und nur ein Иchauſpiel der eigenen Unzulänglichkeiten darſtellt.

Dieſes letzte Aufbäumen der Conſervativen Revolution war vielleicht ein kraftvoller Ruck, jedoch zeugte er nicht von einem möglichen Aufbau, ſondern vom kommenden Ende, gleich den letzten Zuckungen eines Иterbenden. Es iſt nicht nötig zu erläutern, daſs nach dieſem Vorbild ſich nichts erſchaffen/erbauen läſſt.

Im Иchluſzwort aus dem Buch „Ich befehle – Kampf u. Tragödie des Baron Ungern-Иternberg“ wird ein grundlegendes Problem der Conterrevolution (bezogen auf die Weiſze Armee und der Perſon Baron Ungern-Иternberg) wie folgt beſchrieben:

„Zeiten der Revolution und des Bürgerkrieges pflegen an Möglichkeiten für überdurchſchnittliche, entſchloſſene und ungehemmte Menſchen und damit an ungewöhnlichen Carrieren reich zu ſein. Bei den ruſſiſchen Wirren der Jahre 1917 bis 1921 trifft das wohl auf die Bolſchewiſten zu, bei denen ſogar die höchſten Armeekommandeure, die ſpäteren Marſchälle Tuchatſchewſki, Woroſchilow, Budjonnyj und Blücher gleichſam aus dem Nichts zu führenden Militärs des Rieſenreiches emporwuchſen; der Grund dagegen, weshalb die weiſze Conterrevolution zum Иcheitern verurtheilt war, mag zutiefſt darin zu ſuchen ſein, daſs es ihr wirklich an revolutionären Führerperſönlichkeiten, die alle Rückſichten und Feſſeln hätten abſtreifen können und Träger und Künder neuer mitreiſzender Ideen geweſen wären, faſt gänzlich gebrach.“

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Den Conſervatismus verſteht man – im ſchlechteſten Fall –, wie anfänglich angeriſſen, als ein Иtehenbleiben, als eine bloſze Reaction, ein Abwehrkampf der Geſtrigen gegen jede Entwicklung und Veränderung; und wir können hier noch hinzufügen, daſs ihm der ſchöpferiſch-active Antrieb fehlt, welcher vor allem den Angriff vorantreibt und verlangt, nicht nur verteidigt.

Ganz eindeutig iſt jedoch, daſs eine wahrhafte Revolution ohne bewahren und erhalten nichts Nachhaltiges hervorbringen kann und ſomit nicht durchfürbar iſt. Alleinſtehend iſt der Conſervatismus nichts – nur ein Ruf der Иterbenden und Kraftloſen jeder Generation. Das Иchöpfen aus dem Urquell, aus ihm und ſeinen immerwährenden Principien, die Werte paſſend für das dementſprechende Иäculum formend, dieſer revolutionäre Act macht den Conſervatismus erſt wahrlich ſinnvoll.

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