Traditionaler Buddhismus

"Der Buddha gehörte, wie man weiß, einer alten Familie aus dem indo-arischen Kriegsadel an, und seine Lehre, die sich als "Lehre der Adeligen, dem Gemeinen unzugänglich" darbietet, ist das Gegenteil jeglicher mystischen Entrückung, sondern vielmehr von einem Geist der Überlegenheit, der Klarheit und der spirituellen Unbezähmbarkeit durchdrungen. "Frei", "voll Erkenntnis", "herrlich", "Herrscher", "dessen Weg weder die Götter noch die Geister, noch die Menschen kennen", "höchster Held, großer siegreicher Seher, der Unerschütterliche, Herr der Wiedergeburt" wird der "Erwachte" in den Urtexten genannt. Der buddhistische Verzicht ist von der schon erwähnten männlichen und aristokratischen Art, von Stärke diktiert und nicht durch das Bedürfen auferlegt, sondern gewollt, um das Bedürfen zu überwinden und wiederum ein vollkommenes Leben herzustellen. Daß der moderne Mensch, der nur das Leben kennt, das mit Nicht-Leben gemischt ist, und der in seiner Unruhe die Irrationalität einer wahren "Manie" zeigt, nur an das "Nichts" denken kann, wenn er im Zusammenhang mit dem Zustand des "Erwachten" von Nirvana hört, also von einer Auslöschung dieser Manie, identisch mit einem "Mehr als Leben", einem Über-Leben, ist sehr verständlich: Für einen Manischen kann Nicht-Manie (Nir-vana) nur Nicht-Leben, Nichts bedeuten. Daher ist es auch nur natürlich, dass der Geist der Moderne schon seit geraumer Zeit die Werte der hohen Askese zu den "überholten" Dingen zählt."
Julius Evola "Revolte gegen die moderne Welt"