Dresden (Auch die andere Seite finde Gehör)
Dresden — eine Rede
Meine sehr geehrten Herren, geehrter Kriegsrat, meine Herren Offiziere, wir haben diesen Krieg gewonnen, die Geschichte aber kennt keinen Stillstand. Die Friedensglocken läuten die Vorbereitungsphase künftiger Kriege ein. Wer auch immer unser nächster Gegner sein wird — wir müssen jedem gewachsen sein. Unsere Kriegswirtschaft läuft auf Hochtouren, die Arsenale sind übervoll. Wir verfügen über hunderte und tausende Tonnen von Kriegsmaterial, die wir einsetzen können, ja, einsetzen müssen. Unsere Waffenschmiede, ohne sie wir nie so erfolgreich gewesen wären, verdienen unsere Anerkennung in Form weiterer Aufträge und Bestellungen. Wir haben hunderte und tausende junge kampffähige und kampfwillige Männer mit wenig bis gar keiner Fronterfahrung, die wir einsetzen können, ja, einsetzen müssen. Sie wollen auch Sieger und Helden sein, und wir brauchen erfahrene Soldaten für unsere nächsten Kriege. Unser Militär verfügt über neue Techniken der Kriegsführung zur Luft, zum Lande und zur See, die verbesserungsfähig und im Hinblick auf unsere künftige Wehrhaftigkeit auch verbesserungbedürftig sind. Es gibt keine geeignetere Methode zur Prüfung und zur Erprobung dieser Techniken als den direkten Einsatz von Mensch und Material unter echten Kriegsbedingungen. Wir haben zu diesem Zwecke etliche Gebiete relativ verschont gelassen, die jetzt auf ihre Bestimmung warten. Auch, was diesen Punkt angeht, können und müssen wir unsere Verantwortung wahrnehmen. Kriegsbündnisse sind Bündnisse auf Zeit. Der gefährlichste aller unserer jetzigen Alliierten auf absehbare Zeit ist und bleibt Russland. Wie das besiegte Deutschland sich in dreißig oder in fünfzig Jahren verhalten wird vermag heute niemand einzuschätzen. Wir können und wir müssen jetzt dafür sorgen, dass die Kräfte, mit denen die beiden — seien sie einzeln oder vereint — uns in den nächsten Jahrzehnten entgegentreten mögen, größtmöglichst geschwächt werden. Seit tausend Jahren führen wir, Krieger, Krieg für Gott, Krone und Ehre. Wir führen Angriffskriege im Ausland mit so geringer Beteiligung des Volkes wie irgend möglich — Kriege, wie sie sein sollten. Das NS-Regime ist das beste Beispiel für ein Schweinesystem, das aus niederstem Antrieb, für niederste Interessen, Not, Elend, Leid, Tod und Zerstörung verbreitend, einen aussichtslosen Kampf führt und das eigene Volk als Geisel vor sich hertreibt. Es ist uns eine Heilige Pflicht hier ein Zeichen zu setzen und ein für allemal Allen klarzumachen, dass wir solche Herangehensweisen niemals akzeptieren werden. Wir können, ja, wir müssen jetzt an Deutschland ein Exempel statuieren. All die bisher angeführten Forderungen laufen in einem Punkt zusammen und treffen sich dort. Dresden. Wir können und wir müssen handeln. Wir wollen diese Stadt dem Erdboden gleich machen und die Krauts in ihr braten. Kooperations- bzw. Koordinationsverhandlungen mit unseren US-amerikanischen Freunden laufen bereits; nach bewährter Arbeitsteilung wollen wir die Nacht- und sie die Tagschicht übernehmen. Nazi-Deutschland führt diesen Krieg von Anfang an als einen Kampf arischer Lichtgestalten gegen ein Untermenschentum, und — meine sehr geehrten Herren, geehrter Kriegsrat, meine Herren Offiziere — dieses Untermenschentum, … das sind wir ... Wir sind heute berufen schwierige Entscheidungen zu treffen und sie vor Gott, vor König und vor vergangenen und kommenden Generationen unseres Geschlechts zu verantworten. Das NS-Regime ist am Boden. Es kann sich, sein Territorium und seine Bevölkerung nicht mehr schützen. Trotzdem weigert es sich die Waffen zu strecken. Es trägt die alleinige Schuld an allen Kriegshandlungen, die jetzt noch erforderlich sind, und an den mit diesen Maßnahmen verbundenen Opfern. Die Geschichte, die immer die Geschichte des Siegers sein wird, wird uns, Sieger, freisprechen ...